Tapis de Fleurs à Bruxelles
du 14 août à jusqu'en 18 août 2008
Schon im Jahre 2006 hatte  ich es mir vorgenommen, den Blumenteppich musst du sehen, als ich damals in  Brüssel war, bin ich eine Woche zu zeitig dort gewesen.    
          Eigentlich wollte ich ja  wieder mit dem Zug fahren, aber bei den Preisen lässt man es lieber, also  buchte ich bei easy Jet  zwei Monate  vorher den Flug für 77.98 Euro, da hätte ich beim ›Mehdornschen‹ Unternehmen das Doppelte bezahlt. Es werden ja eh nur Mogelpreise angeboten,  man lockt die Kunden nur auf die Webseite der Bahn.
          Das Hotel habe ich  ebenfalls zwei Monate vorher bei bsp-hotels.com gebucht, 4 Nächte für 304  Euro mit Frühstück. Ich nahm wieder das Hotel FLORIS ARLEQUIN Grand Place in der 17-19 Rue de la Fourche - 1050 Bruxelles. Es  gibt eine Besonderheit in Brüssel, wenn das Europaparlament Urlaub hat, sind  die Zimmer um die Hälfte billiger, das muss man wissen. Der Betrag wird erst 10  Tage vor der Anreise abgebucht.
          Noch paar Prospekte  bestellt, im Internet die Verbindung vom Brüssel Airport abgecheckt, das waren  die Vorbereitungen, mein französisches Wörterbuch war natürlich mit im Gepäck. 
Premier jour voyage (14. Août jeudi) — Erster Tag 14. August Donnerstag
Der Flieger sollte 15.20  Uhr losfliegen, um 14.00 Uhr öffneten die Abfertigungsschalter, da wird es  richtig langweilig, was soll man bis dahin machen, Reiseproviant vorbereiten.  Es gab aber ein Problem, am Vortag haben die Gepäckabfertiger am Flughafen Brüssel  gestreikt, ich hoffe es wird wohl alles klargehen. 
          Ich war 13.00 Uhr auf dem Flughafen, das Wetter müsste eigentlich sommerlich  sein, sagt der Wetterbericht, ich nahm auch etwas Wärmeres mit. Der Trolley war  trotzdem nicht voll. 
          Es gab eine Neuerung, easy  Jet hat jetzt zwei Terminals, wie gewohnt an alter Stelle im Terminal B, aber  die Abfertigung für Flüge nach Großbritannien und Frankreich erfolgt jetzt im  Terminal A. Man merkt, easy Jet hat seine Vormachtstellung in Schönefeld  ausgebaut. Ich habe schon beim letzten Flug nach Glasgow gemerkt, es wird  ziemlich eng. Deshalb waren heute auch nur sehr wenige Menschen da, ein  Fluggast versuchte sein Fahrrad einzupacken, ich saß da und aß die erste  Spiegeleischnitte. 
          13.45 Uhr checkte ich ein,  was ich da erfuhr, machte mich etwas unruhig, gestern wurden alle Flüge nach  Brüssel annulliert, hoffentlich geht heute alles klar, einmal wird es mich  bestimmt auch erwischen, waren meine Gedanken. Eine Sicherheitskontrolle  erfolgte bei mir nicht, 14.00 Uhr befand ich mich schon in der Lounge, die  lange Wartezeit begann. 
          Im Flieger bestellte ich  mir einen Scotch Whisky Bells für 4.50 Euro, mein nun schon angestammtes Getränk, der  Flug startete pünktlich 16.00 Uhr und wir landeten 17. 15 in Brüssel  International 10 Minuten früher. 
          Ich musste mich zuerst  einmal orientieren, wir kamen am letzten Gate an, im Prinzip ist der Abflug und  die Ankunft in einer Halle, ein gläserner Schlauch, von dem rechts und links  die Gates abgehen. Die Passagiere von meinem Flieger waren so schnell  verstreut, dass ich bald alleine dastand. In bestimmten Abständen kommen  Laufbänder, die ziemlich schnell gehen. 
          Ein Gutes hat der Flughafens, man kann hier nach der Landung in den Shops einkaufen, braucht also  nichts im Flieger mitschleppen, die Hauptstadt der Europäischen Union macht es möglich.
          Die Piktogramme zeigten  den Weg zum Ausgang und zum Gepäckempfang, eine Passkontrolle gibt es hier  nicht mehr und in Berlin Schönefeld gab es ebenfalls keine.
          Es war ein langer Weg, bis  ich endlich an der Gepäckausgabe war, es ging über Treppen, Rolltreppen und  Fahrstühle, überall konnte ich die „Nachwehen“ des Streiks sehen, Berge von  Koffern und Taschen lagen in allen Ecken rum. Das kann ja heiter werden, dachte  ich mir, es dauerte noch eine ganze Weile, bis ich mein Förderband fand. Mein  Trolley hatte wohl schon einige Ehrenrunden gedreht, aber er war da.
          
          
          Jetzt kam ein nicht  einfacher Teil auf mich zu, ich musste die Haltestelle vom Bus Nummer 12 oder 21  suchen. Der Busbahnhof war nicht schwierig zu finden, an der Haltestelle dort stand  NATO dran, mit der  wollte ich nichts zu tun haben. Ich war aber nicht der Einzige, der herumirrte,  vielleicht gibt es ja noch eine andere Haltestelle, ich war richtig und das mit  der NATO klärte sich auch bald auf, der Bus fährt am NATO – Hauptquartier vorbei. Die Linie 12 ist die Expresslinie, ich bezahlte beim Fahrer 4 Euro für  die Fahrt bis Schuman, wo ich in die U – Bahn wechseln musste.
          Die Fahrt dauerte ca. 20  Minuten, der Bus wurde unterwegs ziemlich voll, an der Haltestelle Schuman  stieg ich aus, fand den Eingang zur U – Bahn auch gleich. Schuman kannte ich  schon von vor 2 Jahren, hier stehen die ersten Gebäude der EU. 
          Ich hatte mich natürlich  vorher mit den entsprechenden Plänen aus dem Internet eingedeckt, ich konnte  entweder mit der 1B nach Erasme/Erasmus oder mit der 1A Köning Boudewijn/ Roi  Baudouin fahren. Zuvor kaufte ich mir eine Fahrkarte für 1.70 Euro, gar nicht  einmal so teuer, umsteigen musste ich nicht, nach fünf Stationen an De  Brouckerère stieg  ich aus. Das Öffnen der Türen in der Bahn ist etwas  gewöhnungsbedürftig, aber ich habe es mir vorher abgeguckt, nichts ist schlimmer, als vor einer Tür zu stehen, die man nicht aufbekommt. 
          Ich kam sogar, zumindest  an der richtigen Seite raus, nicht ganz dort, wo ich wollte, aber ich fand mich  sofort zurecht, obwohl hier viel gebaut wurde. In der U – Bahn ist fast so  schlechte Luft wie in London und die Schwüle draußen tat ihr Übriges. Insgeheim  freute ich mich auf ein kühles Bier.
          Bis zur Rue de La Fourche sind  es vielleicht knapp 10 Minuten, es hat sich kaum etwas verändert stellte ich  fest, als ich mit meinem Trolley über das Kopfsteinpflaster holperte. Leider  hat eine meiner Stammkneipen nicht mehr geöffnet, ok es gibt ja noch viele  mehr.
          Mein Zimmer lag dieses Mal  im 3. Stock und war auch nicht so groß, aber sonst gab es nichts auszusetzen,  na ja Ausblick hatte ich natürlich keinen.
          Den Trolley auspacken,  duschen, essen gegen 19 Uhr drehte ich meine erste Runde zum und besah mir den  Teppich am Grote Markt, er war natürlich fertig gestaltet, denn Morgen war die  Eröffnung. Danach schaffte ich mein Fotoequipment aufs Zimmer und begann den  gemütlichen Teil des Abends. Aufpassen musste ich, dass ich nicht in einem der  vielen mit der entsprechenden Regenbogenflagge gekennzeichneten Lokalen  landete. Die gibt es hier in einer großen Anzahl, obwohl die mir bestimmt  nichts tun würden. 
          Ich ging zum Boulevard  Anspach, dort in das „Los Brasseurs“, um ehrlich zu sein, es dauert immer eine  Weile bis ich mich mit der Kneipenatmosphäre angefreundet haben. Bissel  Französisch und den Rest auf Englisch, das klappt schon, endlich stand das  erste Pint Meas für 4 Euro auf dem Tisch, ich genoss es, saß natürlich auf  der Straße und konnte die flanierenden Menschen beobachten. Mir ging es gut,  der Stress von der Anreise verflog allmählich. 
          Ich dachte es mir schon,  dass 22.00 Uhr auf dem Grote Markt das Lichterspiel mit entsprechender  Musikuntermalung beginnen wird, immer wieder ein ›Gänsehauterlebnis‹. 
          Die ersten Leute standen  auch schon auf dem Balkon, von dem ich mir morgen auch den Teppich betrachten  werde, heute waren es wohl nur geladene Gäste.
          Danach schlenderte ich  noch durch die Altstadt von Brüssel, kaufte mir eine kleine Waffel und später noch  eine Portion Fritten. In einem der Läden in der Altstadt stach mir ein  T – Shirt ins Auge, es hatte etwas mit Island zu tun, natürlich habe ich es  noch nicht gekauft.
          Zum Abschluss kehrte ich  noch einmal bei einem Griechen in meiner Straße ein, trank noch ein kleines  Bier, ich war der einzige Gast, er drängte mir ein Gespräch auf und war mir eh  unsympathisch. Das kommt eben auch vor, ich hatte nun keine Lust mehr zum  Laufen, 0:30 Uhr lag ich im Bett, ohne Plan für den Tag. 
          Ich freute mich auf das  Frühstück im 7. Himmel  und schlummerte ein.
Deuxième jour - passage  dans le coeur de l'Union européenne – 15. Août vendredi)  
          Bummel im Herzen der  Europäischen Union - 
          Zweiter Tag – 15. August –  Freitag 
        Ich hatte nicht wirklich  gut geschlafen, warum war mir nicht wirklich klar, 8.00 Uhr war ich zum  Frühstück, es ist sehr üppig, also für mich. 
          Es gibt alles, was man zum  guten, magenfüllenden Frühstück braucht und das alles ohne Begrenzung. Damit  komme ich meist bis zum Nachmittag hin. Im 7.Himmel, der Frühstücksraum heißt  so, weil er im oberen Stockwerk ist und man hat eine traumhafte Sicht über  Brüssel.
          
          
 
          
          Die Sonne schien auch schon, beim Kaffee, Schrippen, Wurst, Honig und  Ei in allen Varianten konnte ich mir Gedanken über den Tag machen. Zuerst  wollte ich mir den Teppich vom Balkon des Rathauses besehen und dann einen  Bummel durch das Herz der Europäischen Union vorzunehmen. Damit ich mal sehe,  wo unser Geld verprasst wird. 
          Um 9:00 Uhr reihte ich  mich in die Wartenden vor dem Rathaus ein, vielleicht waren es 100 Menschen  oder paar mehr. Drei Euro kostete der Eintritt und für nochmals 3 gab es eine  Broschüre. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis ich endlich auf dem Balkon  stand. Der Ausblick entschädigt für alles auf dem 1800 m² großen Grote Markt -  Grand Place sind auf 300 m² 700.000 Begonien zu einem Teppichmuster  zusammengepflanzt. Es sieht natürlich super aus, das Event findet nun schon zu  sechszehntenmal statt. Das erste Mal 1971 und seit einigen Jahren aller zwei Jahre, der  Teppich steht jedes Jahr unter einem anderen Motto. Wie schon erwähnt wird,  verbunden mit einer Lichtershow, ein Musikstück von Gregoire Dune gespielt, von  heute an 3 Tage um 22.00, 22.30 und 23.00 Uhr. Ich werde es mir noch einige  Male ansehen bzw. anhören. Der schmale Rathausbalkon ist für so viele Menschen  nicht ausgelegt, es dauerte lange bis ich mich bis zur letzten Ecke  durchgedrängelt hatte. 
          Gegen 10.00 Uhr konnte ich  dann meinen geplanten Marsch, direkt hier vom Grand Place beginnen. Zuerst musste  ich den Kunstberg – Mount des Arts erklimmen, das geht wirklich steil hoch, zum  Schluss mit Stufen, aber man hat von hier oben, einen schönen Blick über die  Altstadt von Brüssel. Wenn da nicht gerade ein Bagger gestanden hätte, könnte  man gut Bilder machen. Aber es geht noch höher. Um diese Zeit waren noch nicht  viele Menschen unterwegs, aber zwei von den wenigen wollten wieder etwas von  mir wissen. OK, hier oben war ich schon einmal und konnte die Auskunft nach dem Palais Royal geben. Ich kenne das schon von vor zwei Jahren, man muss sich  immer zwei Bezeichnungen merken, einmal die Französischen und die  Niederländische, manchmal gar nicht so einfach. 
          Jetzt begann der erste Part meines Bummels  Vom Koningplein bis zum Luxemburgplein.
          Auf dem Königsplatz kann  man das alte Herz Brüssels, das der stolz emporragende spitze Turm  des Rathauses anzeigt, und den Kunstberg, der sich zu meinen Füßen  ausbreitet, überblicken.  Hier liegt auch der Kongresspalast, der nach umfangreicher Renovierung 2009  wieder seine Tore öffnen wird.
          Der Koningsplein, von Karl von Lothringen, Statthalter der österreichischen Niederlande,  herbeigesehnt, ist in neoklassischem Stil gehalten. Sein auf ein Denkmal ausgerichteter Grundriss folgt dem Vorbild der  französischen Königsplätze, auf die man sich in Europa, von Paris bis  Nancy, von Lissabon bis Wien gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts bezog. Damals  war der für die Öffentlichkeit gesperrte Platz gesäumt von Stadtherrenhäusern,  einem Luxushotel,  das hohe Besucher anlockte, hier stiegen  etwa Balzac, Liszt und Sarah  Bernhardt ab, und schließlich  einem Gebäude, das die reichste Brüsseler Zunft bewohnte, die der Bierbrauer.  Schon damals war das Bier in der Stadt überaus präsent!
          Heute  sind an diesem Platz die mit herausragendsten kulturellen Einrichtungen der  Hauptstadt versammelt. Ihre reichen Sammlungen enthalten so viele seltene  Stücke, dass man fast eine Woche darin zubringen könnte. Unterhalb des Platzes zog es meinen Blick auf eine  Fassade mit Jugendstilbögen. In dieser  Niederlassung der Pariser Gesellschaft Old England wählten einst hübsche  Bürgersfrauen hinter großen Glasfenstern ihre Stoffe aus. Der 1899 von dem  Architekten Saintenoy errichtete Bau zeigt, wie sehr Brüssel für Old England  zum ›place to be‹ nach dem Vorbild von Paris, Rom und Barcelona geworden war.
          Unter  dem Pflaster des  Platzes schlummert eine gut 8 Jahrhunderte alte Fürsten- und Kaiserstadt, die  die Höfe Philipps des Guten und Karls V. bei ihren Aufenthalten in den  Niederlanden bewohnten. Die Überreste des ehemaligen Palastes  entführen zurück in eine Zeit, in der Brüssel bereits ein hoch geschätztes  Handelszentrum war.
          Der neben dem Königsplatz liegende Paleizenplein öffnet sich  zu einem Stadtteil, der als majestätisches Ensemble entworfen wurde, von einem  französischen Park dominiert und von reichen Stadtherrenhäusern gesäumt wird.  Im Königspalast gegenüber dem Park nimmt der König seine Aufgaben wahr. Der Arbeitsort wurde, insbesondere von Leopold II.,  unermüdlich vergrößert und verschönert. Im Sommer sind die aufeinanderfolgenden  prächtigen Empfangssäle für Besucher geöffnet. Ich habe mir den Palast vor zwei  Jahren angesehen, es lohnt sich. Das weitläufige Gebäude, ursprünglich von Wilhelm I. von Oranien, König der  Niederlande, in Auftrag gegeben, erfuhr im Verlauf der verschiedenen  Regierungszeiten vielfache Umgestaltungen.
          Ein Abstecher durch den Brüsseler Stadtpark lohnt sich  ebenfalls. Er ist das Symbol für den Kampf um die belgische Unabhängigkeit, der  dort (1830) tobte und für die nationalen Festlichkeiten. Ein sehr sauberer Park  mit Springbrunnen, Musikpavillon und vielen Bäumen.
          Beim Verlassen des Parks  sah ich auf der linken Seite des Palastplatzes einen  weitläufigen neoklassischen Bau (1815-1825). Das Ensemble bildete einst die  Residenz des oranischen Erbprinzen, Sohn König Wilhelms., der Brüssel besonders  wegen seiner Animationen und Vergnügungen schätzte, die einen besseren Ruf  genossen als die in Den Haag. Heute ist dies der Palast der  Akademien.
          Nach der Umgehung der Akademie geht es weiter in Richtung Kleiner Gürtel. Diese Hauptverkehrsader, die an der Stelle der  früheren Befestigungsmauern der Stadt verläuft, umschließt mit ihrer berühmten  fünfeckigen Trasse das Zentrum Brüssels. Mir gegenüber kündigt die Luxemburgstraat die Ankunft in dem nach dem ersten belgischen König benannten Leopoldquartieran an. 
          Man  sollte hier auf jeden Fall einen Halt einlegen, um einen der symbolträchtigsten  Ausblicke der Hauptstadt der Europäischen Union zu genießen, den Blick auf das Europäische  Parlament, wegen seiner Form, die an den gleichnamigen Käse erinnert, humorvoll  auch ›Caprice des Dieux‹ genannt. Sein rundlicher vertikaler Haupttrakt  passt elegant zum Frontgiebel des Luxemburger Bahnhofs. Letzterer kann  sich damit brüsten, einer der ersten Bahnhöfe des Kontinents zu sein (1850).
          Dieser Stadtteil war der erste, der jenseits der ehemaligen  Befestigungsanlagen angelegt wurde, um der neuen Hauptstadt Belgiens ein vom  Bürgertum des XIX. Jahrhunderts hoch geschätztes Wohnensemble zu geben. Sein  Schachbrettgrundriss, seine zentralen Squares, die neoklassische Architektur  seiner Stadtherrenhäuser, in sehr nüchternem Stil gehalten, erinnerten an die  Londoner Ensembles oder den Faubourg Saint Germain in Paris. In der zweiten  Hälfte des XX. Jahrhunderts nutzten Bauträger die Gelegenheit, die mit den  modernen Lebensweisen unvereinbar gewordenen weitläufigen Baulichkeiten eine  nach der anderen zu belegen. Bürogebäude verwandelten das Leopoldquartier in  einen großräumigen Verwaltungssektor Machen Sie sich doch beim Flanieren durch  die Straßen den Spaß, die Beschriftungen der vergoldeten Tafeln zu entziffern.  Belgische und europäische Verwaltungsstellen, diplomatische Vertretungen und  Lobbyistenbüros leben in einem bald ganz vom Betrieb der Hauptstadt der EU und  des sie beherbergenden Landes eingenommenen Viertel friedlich nebeneinander.
          Am Ende der Luxemburger Straße gelangen man nach Überquerung  des Meeüs-Squares auf den Luxemburgplein, auf dem stolz die Statue John Cockerills thront, eines aus England stammenden Industriellen,  dessen Name jeden Belgier, der etwas auf sich hält, an die wallonische Eisen -  und Stahlindustrie gemahnt. Auf ihn, 1790 geboren, gehen die Fabriken zurück,  die die ersten Schienen, Eisenbahnwagen und Lokomotiven Kontinentaleuropas  lieferten. Initiator des Bahnhofs war eine britische Gesellschaft, La  Grande Compagnie du Luxembourg, die eine Verbindung halb Eisenbahn, halb  Seeweg zwischen London und Britisch-Indien schaffen wollte. 
          Im Zeitalter der  explosiven Ausweitung des Flugverkehrs bereitet sich das Europaquartier heute  darauf vor, über das Schnellbahnnetz und die S-Bahn-Station Schuman in fünfzehn  Minuten vom Flughafen Brüssel aus erreichbar zu sein.
          Im Hintergrund sind die Fassade und der Haupttrakt des kleinen  Bahnhofs von ihren ständigen ›Bodyguards‹ umgeben, zum einen links  die Büros der Europaabgeordneten, in deren Untergeschoss das Besucherzentrum  des Europaparlaments liegt, und zum anderen rechts die Sitzungssäle und  Pressestelle des Parlaments. Alles hatte geschlossen und sah verweist aus.
          Den Bahnhof Brüssel – Luxemburg habe ich mir natürlich  angesehen, jetzt war mir auch klar, wie man mit dem Zug vom Flughafen nach  Brüssel kommt, die nächste Station ist Brüssel – Schuman, wo man in die U –  Bahn umsteigen kann. In die andere Richtung fährt der Zug zum Flughafen, die  Zugverbindung war mir wohl irgendwie bei der Planung entgangen. Ich habe zwar  am Flughafen die Piktogramme gesehen, sicherlich wäre ich mit dem Zug besser  gekommen. Der Bahnhof machte auf mich einen relativ nüchternen Eindruck,  Menschen waren nicht zu sehen, es war ja Urlaubszeit für das Parlament. Die  Gebäude machen schon etwas her, aber wehe man guckt in die Seitenstraßen, dort  stellt sich das schmutzige Brüssel dar. 
          Nach kurzer Rast und  einigen Fotos begann nun mein zweiter Teil des Bummels, Vom Luxenpurgplein bis  zum Schumanplein. 
          Ich befand mich auf der  sogenannten Mail. Dieser öffentliche Raum, auf einer Platte über der Eisenbahn  angelegt, führt zu den wichtigsten Gebäuden des Europäischen Parlaments. Das  erste mit seinen fünf Türmen, denen ein Bau bescheideneren Ausmaßes vorgelagert  ist, wurde nach Altiero Spinelli (1907-1986) benannt, einem der italienischen  Baumeister des europäischen Aufbauwerks. Spinelli wurde 1976 zum europäischen  Kommissar ernannt, ehe er 1979 ins Europaparlament gewählt wurde. In dem 1998  eingeweihten Gebäude sind die Büros der Parlamentarier, Sitzungssäle,  Restaurants und eine Bibliothek untergebracht, ganz zu schweigen von einer  Innenstraße mit einigen Geschäften,  ausschließlich bestimmt für  Parlamentspersonal. Auch wenn kein Parlamentär da ist, der Sicherheitsdienst  ist immer zu Stelle, wenn es darum geht, unsere Steuergelder zu bewachen. Ich  bekam es hautnah zu spüren, als ich mich doch getraute diesen Bau zu  fotografieren. Sofort war einer da und ich musste das Bild löschen. Ätsch!, heimlich  habe ich die Gebäude doch fotografiert.
          Hinter dem Komplex, auf  der anderen Seite der Wiertzstraat, erhebt sich majestätisch der Paul-Henri  Spaak-Bau. Spaak (1899-1972) gilt als einer der Gründerväter Europas,  besonders wegen der großen Rolle, die er auf der Konferenz von Messina (1955),  einer Vorstufe zur Entstehung der EWG, spielte. Mit seinen beiden Flügeln und  seinem von einem gigantischen Lichtschacht überragten Atrium, in 65 m Höhe von  einer halbzylindrischen Kuppel überwölbt, stellt dieses Gebäude das neue Bild  der Europäischen Union dar. Im Flügel zu Ihrer Rechten liegt das  Allerheiligste, der auf 2 Ebenen eingerichtete große Parlamentssaal. Im linken  Flügel sind die Empfangsdienste des Parlaments und Sitzungssäle  untergebracht.
          Hinter dem Parlamentssaal bricht der äußerst charmante Leopoldpark sattgrün und friedlich mit dem institutionellen Ambiente und lädt  zu einem ländlichen Spaziergang im Maelbeektal ein. Hier stößt man  gleich hinter dem Spaak-Bau auf ein  bescheidenes Ziegelsteinhaus, das nach wie vor bewohnt wird und um 1850 als  Wohnung für J. Linden, den damaligen Direktor des Gartenbauprogramms des  Parks, erbaut wurde. Der Größengegensatz der beiden Gebäude lässt an Gulliver  im Land der Riesen denken.
          Der Park, der ursprünglich  aus einer Kette von Teichen bestand, wurde im XIX. Jahrhundert angelegt, um die  Anziehungskraft des eleganten Leopoldquartiers abzurunden. Der aus Preußen  stammende Landschaftsarchitekt L. Fuchs schuf darin einen englischen Garten,  der allerdings schnell zu einem zoologischen Garten und Vergnügungspark für  die gesellschaftlichen Freuden der Epoche wurde. Nach 1891 wurde mit Hilfe von  Mäzenen wie dem Industriellen Ernest Solvay das umfangreiche Projekt einer  Wissenschaftsstadt initiiert. Renommierte Architekten verliehen dem eleganten  Gebäudeensemble vom Art nouveau gefärbte erlesene Akzente. Auf dem Weg durch  den Park habe ich nicht vergessen,  dass einige der größten Gelehrten des XX.  Jahrhunderts, darunter A. Einstein, N. Bohr, M. Curie und M. Planck, auch diesen  Boden betreten haben.
          Wenn man den Leopoldpark  verlassen hat, steht man plötzlich mitten im Trubel der Belliardstraat. An der  früher von Stadtherrenhäusern gesäumten langen Verkehrsader erheben sich heute  mehrheitlich EU-Büros. Das Gebäude, in dem sowohl der Wirtschafts- und  Sozialausschuss als auch der Ausschuss der Regionen untergebracht sind, ist  nach Jacques Delors benannt, dem dynamischen Präsidenten der Europäischen  Kommission zwischen 1985 und 1995. In den 1980er Jahren für das Europaparlament  errichtet, wurde es zu Beginn dieses Jahrzehnts vollständig renoviert.
          Dabei wurde eine  eindrucksvolle Verglasung, von geschwungenen Pfeilern aus Holz getragen,  eingefügt und ein erstaunlicher vertikaler Garten angelegt. Der bogenförmige  Übergang wurde Ende der 1980er Jahre gebaut, um die beiden Gebäude des früheren  Parlaments zu verbinden.
          Auf der anderen Seite der  Belliardstraße stößt man auf den Jean Reyplein, benannt nach dem belgischen  Politiker, der Präsident der ersten aus der Fusion der Gemeinschaftsexekutivorgane  hervorgegangenen Kommission (1967 - 1970) war. Der Parkplatz in der Nähe  bringt vor der Bauaufnahme gemischter Wohn- und Geschäftsensembles auf  verblüffende Weise die sorgfältig renovierte Fassade (1993-1999) eines Konvents  in neugotischem Stil vom Anfang des XX. Jahrhunderts zur Geltung. Der Van Maerlant  -Bau, der heute als Empfangs- und Dokumentzentrum der europäischen  Institutionen genutzt wird, erinnert an einem mittelalterlichen flämischen  Dichter. Die benachbarte neoklassische sogenannte Auferstehungskapelle dient als Ort  des Gebets, der Begegnung und ökumenischer Feiern für die europäischen Beamten.
          In der Ferne sah ich den massigen Komplex, in dem der Rat der Europäischen Union und der  Europäische Rat untergebracht sind. Er wurde nach einem brabantischen  Humanisten vom Ende des XVI. Jahrhunderts, dessen Prinzipiengröße die  schöpferische Kraft der Architekten sichtbar nicht inspirierte, Justus - Lipsius-Bau benannt. Dies beeinträchtigt indes weder die Abhaltung der europäischen Gipfel  noch die tägliche Arbeit der ca. 2000 Beamten des Generalsekretariats des Rates.
          Für den Bau, der von den  Bewohnern heftig abgelehnt wurde, verschwand insbesondere ein Teil des Residence Palace. Dieses Gebäude, von dem sich ein Flügel rechts von der  Etterbeeker Chaussee erstreckt, wurde kurz nach
          dem Ersten Weltkrieg von  dem Schweizer Architekten Michel Polak errichtet. Das für seine Zeit  revolutionäre Jugendstilprojekt bot Luxusapartmentkomplexe mit  Gemeinschaftseinrichtungen wie einem Panoramarestaurant, einem Theater und  einem Swimmingpool.
          Die Umgebung des Jean-Rey-Platzes wird sich bis 2010 vollständig verändert haben. Das Leitschema des Europaquartiers,  das auf Initiative der Region Brüssel - Hauptstadt erstellt wurde, verfolgt  insbesondere das ehrgeizige Ziel, die Etterbeeksesteenweg zu einem von  Wohnungen und Geschäften gesäumten urbanen Boulevard zu machen. Mit diesem  Projekt soll durch Wiederherstellung einer Funktionsmischung  der Raum seinen Bewohnern zurückgegeben  werden. Es ist ein Versuchsballon für eine umfassendere Umgestaltung des  Europaquartiers.
          Auf der Etterbeeker  Chaussee gelangt man  über den Garten des  Maelbeektals direkt zur Wetstraat, der großen Schwester der Belliardstraße. Den  Anwohnern ist zu verdanken, dass diese Anlage, die ursprünglich einen Büroturm  aufnehmen sollte, in einen städtischen Park umgewandelt wurde. Wenn man die  Augen nach oben richten, sieht man den Charlemagne -Bau, benannt nach Karl dem  Großen, einer der europäischen Gestalten, die am häufigsten in Anspruch genommen  werden, wenn der Aufbau Europas in eine unabwendbare historische Logik  eingeordnet werden soll. Das tief greifend modernisierte Gebäude weist eine  originelle Konstruktion mit sechzehn als Straßenkreuzung angeordneten  Stockwerken auf, zu der ein vollständig verglaster zylindrischer Bau hinzukam,  in dem Konferenzsäle untergebracht sind. Parallel dazu wurden die Fassaden des  Hauptgebäudes durch Vorhangwände ersetzt. Seine Silhouette wurde durch zwei auf  einem Stahlgerüst montierte blaue Glasschleier erneuert. Das Gebäude war bis  zur Inbetriebnahme des Justus – Lipsius - Baus (1995) Sitz des Sekretariats  des Rates der Europäischen Union. Heute sind darin mehrere Generaldirektionen  der Kommission untergebracht.
          Gegenüber dem Charlemagne  liegt der Lex 2000-Bau. Das 2007 fertig gestellte schlanke Gebäude beherbergt  einen Teil der Beamten des Rates. Weiter oben auf der Straße erstreckt sich ein  weiterer Flügel des Residence Palace, der erst kürzlich in internationales  Pressezentrum umgewidmet wurde. Gleich daneben wird nach einem internationalen  Wettbewerb in einem neuen zeitgenössischen Bau, der strengste Umweltauflagen  erfüllt, 2013 der Sitz des Rates untergebracht.
          Wenn man die Wetstraat  etwas hinaufgeht, stößt man auf ihr Wahrzeichen, den Berlaymont. Dieser  Leuchtturmbau der EU wurde zwischen 1961 und 1969 auf dem Gelände errichtet,  auf dem sich der frühere Konvent der Ordensfrauen von Berlaymont befand. Sein  Grundriss, vom UNESCO-Gebäude in Paris inspiriert, stellt ein Andreaskreuz mit  ungleichen Armen als Symbol für ein Europa als Treffpunkt unterschiedlicher  Kulturen dar. Von einem zentralen Kern gehen 13 Stockwerke hohe Arme, nach  einem zum Zeitpunkt der Errichtung revolutionären Verfahren auf Grundpfählen  errichtet, aus.
          Das Gebäude, das asbestbedingt  vollständig renoviert werden musste, hat ein tief greifendes Lifting erfahren,  darunter eine neue Verkleidung aus Glaslamellen, die sich je nach  Sonneneinstrahlung bewegen. Durch dieses Verfahren lassen sich, neben der  ästhetischen Qualität, die Energieleistungen des Gebäudes deutlich verbessern.  Seit 2004 arbeiten im Berlaymont wieder die europäischen Kommissare, ihre Stäbe  und die mit ihnen verbundenen
          Dienststellen, also an die  2700 Beamte! 
          Gegenüber, auf der anderen Seite der Wetstraat öffnet sich die  Hauptfassade des Justus-Lipsius-Baus.
          Nur wenige Meter weiter  liegt der Schumanplein. Er trägt den Namen eines der Hauptgründerväter der EU,  des Franzosen Robert Schuman (1888-1963). Auf dem Kreisverkehr, einem  wichtigen Verkehrsknotenpunkt, herrscht unter der Woche dichter Verkehr. In den  nächsten Jahren soll dieser entfesselte Verkehrsfluss der gedämpfteren  Atmosphäre einer vom Durchfahrtskraftfahrzeugverkehr befreiten  Piazza weichen.
          Wenn man die Wetstraat  weiter hinaufgeht, kommt man Jubelpark, mit seinem satten Grün, seinen  schattigen Spazierwegen und reichen Skulpturen. Das frühere Manövergelände  wurde 1878 unter der Leitung des Architekten Gedeon Bordiau zu einem  Ausstellungspark. Die mit patriotischen Hinweisen übersäten Alleen des Parks  führen zu einem dreibogigen Triumphbogen, der seinerseits von einem großen  Denkmal - und Museumskomplex umgeben ist. Am Parkeingang befindet sich die Robert  Schuman - Büste des Antwerpener Bildhauers Nat Neujean. Diesen Komplex habe ich  vor zwei Jahren schon durchlaufen. Mein Rundgang war damit beendet und ich  hatte einige Kilometer in den Beinen. Mein Schrittzähler funktionierte nicht  wirklich, deshalb kann ich nur die gefühlten Kilometer angeben, vielleicht 10  oder mehr!
          Da ich einmal am Schuman Plein war orientierte ich mich wo der Bus zum Flughafen abfährt, ich mag das  nämlich nicht, wenn man herumirrt und die Haltestelle nicht findet. Am  Fahrkartenschalter wollte ich mir ein Fahrkarte für den Bus zum Airport und  eine für die Metro kaufen, aber er war zu, ohne Karte fahren, das war mir zu  unsicher und bei den Preisen auch nicht notwendig. Einige Zeit später kamen die  Bediensteten und öffneten den Schalter, ich hatte sie nämlich draußen gesehen,  sie rauchten eine Zigarette. Ich musste 50 Euro wechseln, deshalb habe ich mir  auch keine Karte am Automat geholt. Es war der Dame am Schalter nicht wirklich  recht gewesen, die 50 Euro zu wechseln.
          Ich bekam natürlich die  Fahrkarten, 3 Euro für den Bus und 1,70 Euro für die Metro, mein Ziel war die  Post in der Anspach Laan. In meiner Dösigkeit entwertete ich die falsche  Fahrkarte, nun war es zu spät, aber es gibt Schlimmeres. Die nächste  Überraschung folgte sofort, die Post hat zu, ich hatte zwar noch Briefmarken  von der letzten Reise, aber ob das Porto noch stimmte, wusste ich nicht genau. 
          Auf dem Weg zum Hotel  kaufte ich mir eine Waffel für 1,70 Euro und trank beim Griechen, der seine  Tische auf die Rue de la Fourche aufgebaut hatte, zwei kleine Maes. Heute war  ein freundlicher Mensch da gewesen. Ich bekam sogar noch ein Schälchen mit  gesalzenen Erdnüssen und saß direkt auf der Straße, war aber wieder der einzige  Gast.
          Der Pub war fast gegenüber  meinem Hotel, hatte ich schon erwähnt, es schien die Sonne ohne Pause. Im Hotel  habe ich mich erst einmal etwas frisch und dabei den Plan für den Nachmittag  gemacht.
          Ich hatte immer noch keine  Briefmarken, das Problem war noch zu lösen, ich beschloss den Boulevard  Anspachlaan  in Richtung  Rogier Plein zu laufen. Der erste Teil  zwischen Bourse und De Brouckère Plein ist der interessanteste Teil, viele  Straßencafés, alle voll mit Menschen, aller Länder. Ich liebe solche Straßen,  weiter oben zum Rogier hin, sind einige Hotels und paar Geschäfte, aber die  rissen mich nicht vom Hocker. 
          Am Rogier Plein schrieb  ich in einem Lokal im Biergarten die Karten, immer noch ohne Briefmarken, ok  das stimmt nicht ganz, ich klebte die noch vorhandenen von vor zwei Jahren  drauf. Bei einem Pint Maes für 4.20 Euro ließ ich es mir gut gehen. Die Sonne  schien, aber ich hatte ein schattiges Plätzchen im Garten. Es herrschte reger  Betrieb und es wird geschlemmert, meist sind es Berge von Muscheln. Nichts für  mich, da trank ich lieber noch ein Maes. 
          Dabei konnte ich immer  wieder Beobachtungen machen, besonders imposant sind die Deutschen. Erst sind  sie ›Graf Rotz‹ aber wenn es an das Bezahlen geht, zählen sie jeden Cent ab.  Bei mir ist es  so, wenn mir die Bedienung genehm ist, gebe ich schon Tip  (Trinkgeld), das scheint wohl noch in mir aus den Zeiten des Taxifahrens zu  stecken. 
          Vom Rogier Plein ist es nicht  weit bis zum Gare du Nord dem Nordbahnhof, aber den musste ich mir nicht antun.  Hier steht auch das Sheraton Hotel, nicht meine Kragenweite, aber es sieht  schon toll aus. Den Dexia Tower, der nachts in unterschiedlichen Farben  leuchtet, habe ich schon am letzten Abend gesehen, den werde ich wohl in den  Nachtstunden noch einmal besuchen. Ich fand auch endlich einen Laden, bei uns  wurde man sagen ›Türkenladen‹, wo es alles gab, der hatte auch Briefmarken und  freute sich wie ein ›Schneekönig‹das er mir welche verkaufen konnte. Ich  überklebte die alten Marken für 45 Cent mit den neuen für 65 Cent. Ganz schön  teuer geworden die Post. 
          Zurück lief ich über die  Niewestraat – Rue Neuve, eine Einkaufsstraße mit Belgiens größten Warenhaus dem  City2, alles war geschlossen, Freitag Nachmittag, ich begriff es nicht  wirklich, in Brüssel scheint sich alles nach dem EU – Parlament zu richten. Wenn  die Urlaub haben machen die Läden auch Urlaub, nicht nur auf dieser Straße. 
          Bemerkenswert ist der  monumentale Place des Martyrs aus dem Jahr 1776, mit dem Denkmal der im  September 1830 gefallenen Freiheitskämpfer, nur einen Steinwurf von der  Haupteinkaufsstraße Rue Neuve entfernt. An diesem ruhigen Denkmalsplatz legte  ich eine Verschnaufpause ein, es war ja auch schon 18.00 Uhr. Auf dem kurzen  Rückweg zum Hotel machte ich es wie alle Belgier oder Touristen und kaufte, an  einem mir schon bekannte ›Frittenladen‹ an der Ecke Rue du Midi – Zuidstraat ,  Rue des Pierres – Steenstraat, eine Portion, aber ohne alles. Die war ziemlich groß  und die Fritten schmeckten eigentlich ganz gut. An dem Stand war immer Betrieb  bis zum frühen Morgen, gegenüber befand sich ein Laden, wo mein T – Shirt hing,  das mir schon lange in das Auge stach, noch einmal gucken, zum Kaufen war ja  noch Zeit. 
          Danach ging ich ins Hotel,  ich war bis jetzt nur unterwegs gewesen, man ist auch nicht mehr der Jüngste,  da am heutigen Abend die Musik – Licht – Show stattfindet, musste ich meinen  Plan so einrichten, dass ich 22:00 Uhr am Grote Markt bin. 
          Ich beschloss die andere  Seite von der Anspachlaan zu inspizieren, dort war ich nämlich noch nicht  gewesen, ich  lief zum  Place St – Gery – ST Goriks Plein. Als ich die Cafés mit  ihren Terrassen sah, kam ich mir vor wie in den Städten des Südens. Von überall  drang mir Musik ans Ohr, es herrschte ein ausgelassenes Treiben. Die Straßen  waren für den Autoverkehr gesperrt, Kneipe an Kneipe, da war mir doch direkt  etwas entgangen. Hier war also die Eingangspforte zum Danseat – Viertel, ein  geschichtsträchtiges Viertel. 
          Hier an der Schnittstelle  zwischen dem Deutschen Reich und Frankreich, genauer in Sint – Gorik, entstand Brüssel / Broucsella – der Weiler in den Sümpfen – auf einer der Inseln, die  sich an der Stelle, wo die Zenne nicht mehr schiffbar war, bildeten. Die  heutige unterirdische Zenne hinterlässt in Brüssel die nostalgische Erinnerung  an eine Stadt, die mit der Zeit den Raum des Flusses mit großen  Stadtringstraßen im Pariser Look einnahm. Dies brachte dem Bürgermeister jener  Zeit, dem berühmten  Jules Anspach, den  neuen Namen „Ansmann“ ein, in Anlehnung an den Baron Hausmann, den Auftraggeber  der architektonischen Juwelen der französischen Hauptstadt, die damals in  höchsten Tönen gelobt und gefeiert wurden. 
          Ok, da brauche ich nicht  nach Paris zu fliegen, will ich eh nicht, mein ›klein‹ Paris habe ich hier  gefunden. 
          Die Sint – Gorik – Hallen werden 1881 als Markthalle gebaut, heute finden hier Ausstellungen statt, aber  im vorderen Teil ist auch ein Pub mit Terrasse eingerichtet. Ich befand  tatsächlich an der Wiege Brüssels, der Arm der Zenne , der nach alten Karten  hinter der Sint – Gorik – Halle und den Gittern nachgebildet wurde. An dieser  Stelle ließ Gaugerich, Bischof von Cambrei, eine Kapelle errichten, noch bevor Karl von Frankreich, Herzog von Niederlothringen, im X. Jahrhundert sein  Castrum baute. Die Reliquien der kleinen Heiligen Gundula, der lokalen  Märtyrerin, ruhten vor der Überführung in die Sankt – Michael – und – Gundula –  Kathedrale in dieser Kapelle. Man erzählt sich, dass sie des Nachts betete und  ein Engel ihre Kerze, die ein finsterer Dämon ausblasen wollte, immer wieder  neu entfachte. 
          Wenn man natürlich etwas  abseits durch die Straßen geht, wir das eigentlich schmutzige Brüssel sichtbar  und arme Leute gibt es auch genug. Von den zentralen Plätzen werden sie einfach  vertrieben. 
          Ich hatte genug gesehen  für den Abend und ging zum Grote Markt, die Terrassen der Cafés waren schon  alle voll und die Menschen strömten in Scharen auf den Platz, ok nur keine  Hektik, wenn ich will kann, ich mir das Schauspiel noch 9 mal ansehen bzw.  anhören. Als einzelne Person findet man immer einen Platz, ich wartete und  setzte mich dann ins Le Roy d Espagne und bestellte mir ein Stella-Pint, nicht  ganz billig, 5.10 Euro. 
          Die Vorführung hat schon  etwas ›Gänsehautcharakter‹ in sich, bevor das Event beginnt wir der Platz  vollkommen dunkel und dann brandet sofort Beifall auf, wenn es losgeht. Ich  habe mir das Spektakel um 23:00 Uhr noch einmal genauer angesehen bzw. angehört,  viele Bilder gemacht und kurz nach Mitternacht war ich im Bett.
          Ein ziemlich langer Tag,  mit vielen unauslöschbaren Eindrücken lag hinter mir und der nächste Tag wird an  Ereignissen nicht minder schön.
Troisième jour  - Lle Comic -  manière ronde — 16 Août – Samedi
          Dritter Tag 16. August  Sonnabend — Comic – Rundweg 
        Heute habe ich mir  vorgenommen auf dem Comic – Rundweg zu wandeln, nach meinen Vorplanungen, wird  es wieder eine lange Wanderung.      Die vergangene Nacht habe  ich ganz gut geschlafen, um 8.00 Uhr bin ich aufgestanden. Nach dem üppigen  Frühstück, gegen 9:30 Uhr losgelaufen. Am Briefkasten vor der Post habe  ich meine Karten eingeworfen, mal sehen ob dieses Mal alle ankommen. 
          Um diese Zeit erwacht das  Leben in Brüssel gerade, kaum Leute auf der Straße, Brüssel schläft noch. Es  scheint wieder ein schöner Tag zu werden, hoffentlich nicht zu warm. 
          Meine Erkundung begann  damit, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin, das muss mir als  ehemaligem Hobby – Rallye Fahrer passieren. Aber es gibt keinen Streit,  höchstes mit mir selber. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen bis zum Justizpalast zu laufen, landete aber am Rogier. Den ganzen Weg zurück, dazu  hatte ich keine Lust, also ging ich zur gleichnamigen  U – Bahnstation Rogier. Nun nahm ich es sehr  genau, um mich nicht noch einmal zu verfranzen, mit der Linie 2 in Richtung DELACROIX,  an der sechsten Station Louise musste ich wieder aussteigen und dann bis zum Justizpalast laufen. Das größte im XIX. Jahrhundert in Europa errichtete  Bauwerk. Es wurde auf dem Galgenberg gebaut, da wo sich Andreas Vesalius die  Leichname holte, die er analysierte. Die Kraft des griechisch – römischen Stils  verleiht dem Palast, eine äußerst symbolträchtige absolute Allmacht. 
          Von den Marollen hatte ich  schon gelesen, aber keine wirkliche Vorstellung. Kurze Zeit später stand ich oben  vor dem Zaun und darunter lag das mystische Brüsseler Viertel die Marollen,  eines der volkstümlichsten der Stadt. Man sagt das Viertel besitz einen  rebellischen Geist und einen Sinn von Humor, der ihm selbst und seinen  Bewohnern eigen ist.
          Ich glaubte es kaum, was  hier für ein Absatz ist, denn die Marollen lagen tief unten, die schöne Sicht  über Brüssel konnte ich gut genießen. 
          Um zu den Marollen zu  kommen, musste ich den großen gläsernen Fahrstuhl am Fuße des Justizpalastes  nehmen. Damit gelangte ich von der Waterloolaan und der Louizalaan, den  schicken Vorzeigemeilen der größten internationalen Modehäuser, zu den  Marollen.
          Der Fahrstuhl kostet nix,  gibt es so etwas auch noch und schon befand ich mich in den Marollen, einem  zusammenhängenden Ensemble zusammenhängender malerischer Gassen, die im Verlauf  der Jahrhunderte eine eigene Identität entwickelt haben. Sie waren das erste  europäische Viertel da die Niederlassungen von Fabriken und Werkstätten  zahllose Arbeiter anlockte. Als erstes siedelten sich polnische Juden 1930 im  Stadtteil an, gefolgt von Italienern, Spaniern und Portugiesen. Diese  Verschmelzung der Kulturen gab dem Viertel, das heute sehr in Mode ist, einen  besonderen Charakter.
          Die kleinen Arbeiterhäuser  und Wohnstätten aus dem XVII. und XVIII. Jahrhundert haben ihre Bestimmung  gegen das Glück der Trödelliebhaber eingetauscht. Kleine Restaurants und  typische Brauereigaststätten haben sich mit einer beeindruckenden Zahl von Trödlern eingelassen und laden Bummler zu einem netten Spaziergang rund um den Flohmarkt ein, besser bekannt unter den Namen Alter Markt. Hier gehen  jeden Morgen Stammkunden und Neugierige zwischen dem Halle -Tor und der Kirche  Unserer Lieben Frau von der Kapelle auf Schatzsuche. 
          Ich befand mich auf der Hoogstraat,  sicherlich die älteste Straße Brüssels, da hier anscheinend eine Römerstraße  entlangführte. Kurze Zeit später stand ich schon vor dem Bruegel – Haus, hier  in der Hoogstraat 132 ließ sich 1552 der große Maler nieder. Weiter lief ich in  Richtung Kirche Unserer Lieben Frau von der Kapelle, vorbei an vielen  kleinen Geschäften und mir begegneten Menschen unterschiedlichster Nationen. 
          Das  Gotteshaus ist wegen seiner romanischen und romanisch – spitzbogengotischen  Architektur eine der interessantesten Kirchen Belgiens. In einer Kapelle  befindet sich der Grabstein des Malers Pieter Bruegel des Älteren und seiner Frau Maria Coucke. In der Kapelle des Allerheiligsten erinnert eine Gedenktafel  daran, dass hier François Annessens begraben ist, der Handwerksälteste, der  enthauptet wurde, weil er die kommunalen Freiheiten verteidigt hatte. In dieser  faszinierenden Kirche, die 1134 als erstes Gotteshaus außerhalb der  Mauern des Oppidums (Siedlung) Brüssel gestiftet wurde, heiratete Bruegel  der Ältere.
          Auch andere bedeutende  Persönlichkeiten wohnten im Viertel, unter ihnen der Graf von Egmont, Justus  Lipsius und Andreas Vesalius. Allem Ungemach der Zeit zum Trotz wurde die Kapellenkirche mit dem barocken Kampanile jedes Mal wiederaufgebaut und erwarb im Laufe  der Jahrhunderte zahlreiche Meisterwerke.
          Wie alle Kirchen in  Brüssel ist hier der Eintritt frei, die halbe Stunde lohnt sich allemal. 
          Der Place de la Chapelle sah sehr gepflegt aus, von hier ging die R.J. Stevensstraat ziemlich steil zum  Vanderfelde Plein hoch. Den kurzen beschwerlichen Weg, über das berühmte  Brüsseler Kopfsteinpflaster ›gönnte‹ ich mir, aber weiter wollte ich nicht, sah  aber schon was mich auf dem Rückweg erwarten wird. Also lief ich das kurze  steile Stück wieder runter und begann meinen Comic – Rundweg, durch den Stadtteil,  in den jedes Wochenende fröhlich die Ausländer und Brüsseler strömen, die sein  gemütliches Miteinander schätzen. Er bietet einen in Europa einzigartigen  Rundgang an, der zu vollständig mit Comichelden bemalten Mauerwänden führt.  Ich traf hier auf Blondin und Cirage des Zeichners Jije, einer tragenden  Säule des belgischen Comics, Boule und Bill, Le Chat und natürlich  Quick und Flupke, die kleinen Lausbuben, die der Phantasie Herges, des Vaters  von Tim und Struppi, entsprungen sind. Es sind nicht alle Comics sofort zu  finden, aber ich hatte Zeit und die Sonne meinte es gut. Die meisten sehen gut  aus, aber es gibt eben auch welche, die mit Sperrmüll verziert sind. 
          Jetzt nahm ich Kurs zum  Vossenplein Brüssels Alter Markt der seit 1640 existiert, auf dem sich seit  1919 jeden Morgen, der bekannteste und typischste aller Brüsseler Flohmärkte  ab. Von ungewöhnlichen Nippes vom Speicher bis zu feinen Antiquitäten findet  man hier alles und zu jedem Preis. Ich feilsche nicht, weil eh nichts kaufe,  aber interessant ist es schon. Es gibt keine Tische, alles liegt auf Decken am  Boden oder die Bekleidungsstücke liegen auf einem Berg. Ich stellte fest, es  handelt sich um fast nur Ausländer, die hier verkaufen. 
          Da es gerade um die  Mittagszeit war und die Sonne nun fast unerträglich wurde, suchte ich mir hier  ein Brüsseler Straßenkaffee mit Zapfanlage und gönnte mir das erste Maes. Es  tat gut zwischen den Menschen zu sitzen und sich am Leben zu freuen. Wer natürlich  das Niveauvolle sucht ist hier falsch am Platz, ich liebe solche Kneipen, habe  auch keine Probleme dort hineinzugehen. In Brüssel muss man nur aufpassen, auf  die Regenbogenfahne, solche wehen vor vielen Pubs.
          Mein Rundgang führte mich  weiter über die Blaesstraat bis ans Ende des Viertes, dort steht das Halle –  Tor, der letzte Überrest der zweiten Brüsseler Stadtmauer. Es schützte die  Stadt mit sechs weiteren Toren und erfuhr eine Vielzahl erstaunlicher  Umwidmungen (Kornspeicher, evangelisches Gotteshaus und Gefängnis) ehe es zu  einem der ersten europäischen Museen wurde. Vor dem Halle – Tor ist eine große  Grünanlage, die auf dem ersten Blick gepflegt aussieht, aber näher darf man  nicht hinsehen. Man kennt es schon. Das Hallepoort ist schon ein monumentales  Bauwerk, ich werde es, wenn ich noch einmal nach Brüssel fliege genauer  besichtigen, denn ab  60. Jahren kostet der Eintritt  weniger. Der Blick von oben muss  schon atemberaubend sein. Es war nach 13:00 Uhr und die Sonne meinte es gut,  ich machte eine Rast im Park, Hunger hatte ich auch, aber ich  wusste schon, wo  ich später etwas essen werde. 
          So langsam bekomme ich den  Überblick, ich war wieder oben, wenn ich die Waterloolaan entlanggegangen wäre,  käme ich am Justizpalast wieder raus.  Mein Plan war ein  anderer, ich wollte zum Bahnhof Gare Du Midi – Zuidstation und dort mir ein  Baguette leisten.
          Mein Weg führte mich über  den Boulevard Du Midi – Zuidlaan entlang, hier startete gerade ein Volksfest  mit allem, was es so zu essen gibt, mit Losbuden und Fahrgeschäften. Der  Geruch von Waffeln, Muscheln und anderem Getier krochen geruchsmäßig in meine Nase. Immer wieder die kleinen Cafés, ich dachte schon daran, am Abend dorthin  noch einmal zu gehen, aber man ist nicht mehr 40 oder 50 Jahre alt. 
          Auf dem Weg zum Bahnhof,  der sich fast über eine Stunde hinzog, kam ich an einer Veranstaltung gegen  AIDS vorbei. Menschen, farbmäßig aus der Dritten Welt, aber in Brüssel lebend,  hatten sich hier eingerichtet. Den Kampf gegen AIDS konnte ich nicht erkennen,  aber an den Ständen wurde gekocht und gebraten. Es roch so wie man es sich  vorstellt und es sah auch so aus. Doch etwas gab es KONDOME, auf dem Weg zum  Bahnhof hätte ich sie gleich gebrauchen können, mit 50 Euro wäre ich dabei  gewesen. Das am Nachmittag, ich wollte ›leider‹ etwas essen, obwohl so schlecht  sahen die schwarzen Mädels gar nicht aus. 
          Im Bahnhof kannte ich mich  aus und holte mir ein Baguette mit Lachs für 4.50 Euro, kann sein es war noch  eine Cola dabei, aber genau weiß ich es nicht mehr. In dem Bistro hatte ich Zeit,  die letzten Erlebnisse niederzuschreiben und mich etwas zu akklimatisieren, es  war notwendig. Ich denke 10 Kilometer waren es bestimmt. Wie geht es weiter,  zurück zum Hotel mit der Bahn oder zu Fuß. 
          Ich hatte ja noch nicht  alles gesehen und die Tage, manchmal auch die Nächste, müssen alle optimal  genutzt werden. Einige Comics luden auch noch zur Besichtigung ein. Ich lief  die Avenue de Stalingrad in Richtung Rouppe Plain, wenn ich die Straße etwas  weiter links genommen hätte, wäre ich direkt zur Anspachlaan gekommen. Ein Viertel,  was hauptsächlich von Ausländern bewohnt wird, die teetrinkend vor den Kneipen  saßen, nicht gerade einladend für mich. An der Ecke Rue de Midi –  Bogaardenstraat befindet sich das jüngste Werk des Comicrundgangs Monsieur  Jean (Herr Johan) ist eine Ausnahme, denn seine Schöpfer sind keine Belgier,  sondern Franzosen. 
          Von hier lief ich über den  Dinant Plein zum Grand Slabon, es  ging wieder steil aufwärts, ich hätte  nie gedacht, das Brüssel so viele steile Anstiege hat. Die Sonne brannte und  mir dürstete es nach dem Fußmarsch gewaltig, es war gar nicht so einfach einen  Platz zu finden. Obwohl es viele Cafés und Lokale gab. Ich musste noch einmal  herabsteigen bis um Vanderfelde Plein, dort wo ich am Vormittag war, hier fand  ich den Pub, sehr gemütlich, klein so, wie ich die Kneipen liebe. Ich bestellte  mir ein Maes für 3.80 Euro, mehr wollte ich bei der Sonne nicht trinken, es tat  gut, aber es reichte wirklich.
          Das gutmütige Ambiente der Marollen bildet einen auffälligen Kontrast zum Grote Zavel der mit seinen  bemerkenswerten Denkmälern, seinen Luxusrestaurants, seinen Galeristen und  seinen Maitres Chocolatiers einer der nobelsten Orte der Stadt ist. Der Grote  Zavel, ein sehr schönes architektonisches Ensemble, das Häuser aus dem 16. bis  19. Jahrhundert umfasst. Der Platz ist Treffpunkt zum Mittagessen und Wochenend  – Brunch oder zur galanten Promenade,  ich glaube so elegant sah ich nach  meiner Wanderung gar nicht mehr aus. Die Bürgersteige sind hier sehr eng und  natürlich mit dem typischen Brüsseler Kopfsteinpflaster versehen. 
          An den Wochenenden, so wie  heute,  überziehen die roten und grünen Zelte eines Antiquitätenmarktes  unterhalb der Kirche den Platz und locken ohne Unterlass die Menge der  Neugierigen an. Mich auch, aber es gibt auch vieles, was der Mensch nicht  braucht. 
          Noch hatte ich die höchste  Stelle nicht erreicht, der Park auf dem Kleine Zavel verdiente sowohl  wegen seiner Ästhetik als auch wegen der den Brüsseler Handwerken und den  Helden der Renaissance gewidmeten Statuen meine besondere Aufmerksamkeit. Hier  gibt es einen Parkwächter und es geht sehr sittsam zu, sehr gepflegt und kein  Schmutz, viele Bänke zum Verweilen. Mit dem Springbrunnen der unter der  Herrschaft Phillips II. enthaupteten Grafen von Hornes und Egmont, bildet den  Mittelpunkt, von hier hat man einen schönen Blick auf den Grote Zavel. Oberhalb  liegt noch der Egmont – Palast, vielleicht liegt der das nächste Mal auch noch  dort, dann werde ich ihn mir ansehen, heute nicht mehr. 
          Ich wusste wohl, dass es  noch ein Stück bis zum Hotel ist, aber nun geht es nur noch bergab, als letztes  Highlight lag nun noch die Kirche Unserer Lieben Frau vom Zavel vor mir. Mit dem Bau  des gotischen Kleinods wurde im XV. Jahrhundert begonnen, im Innern befindet  sich eine wundertätige Statue der Heiligen Jungfrau, die auf himmlischen Befehl  in Antwerpen entwendet wurde und auf der der Ommegang zurückgeht.  1549  übergab Karl V. die Herrschaft der Niederlande an seinen Sohn Philipp II. Zu  diesem Zweck besuchten die beiden das Staatsgebiet, um für Philipp Anerkennung  durch die Bevölkerung zu erhalten. Dafür wurden vielerorts große Feste  ausgetragen, so auch der Ommegang am Regierungssitz in Brüssel. Diese Umzüge  gab es und gibt es noch heute in vielen Städten. In Brüssel hat er seine  Wurzeln in der wunderlichen Anschaffung einer Marienskulptur namens Onze-Lieven-Vrouwe op 't Stokske und der dafür benötigten Errichtung der Liebfrauenkirche  auf dem Sablon. Der Umzug bekam einen festen Platz in der Geschichte der Stadt  Brüssel und wird so bis heute auf historischen Grundlagen des Umzugs von 1549  basierend von der Königlichen Gesellschaft Ommegang Oppidi  Bruxellensis.
          Zu Fuß lief ich jetzt noch  bis zum Koningsplein, dann nach links den Kunstberg hinunter, bekanntes Terrain  sozusagen. An noch einer Kirche kam ich noch vorbei, der  Magdalenenkirche, eine kleine gotische  Kirche mit Barockportal, sie war früher Teil eines im 13. Jahrhundert  gegründeten Konvents, der 1579 den Reformierten übergeben wurde. Die Kapelle  wurde 1695 durch das Bombardement zerstört, konnte aber kurz danach dank einer  Spende der Bäckerzunft wiederaufgebaut werden. Sie wurde 1957 und 1958  restauriert und ist heute wieder so zu sehen wie sie im 15. Jahrhundert aussah.
          Ich ging hinein, ja manches Mal gehe ich auch in die Kirche, beim  ersten Blick in die Kirche war ich von der Ruhe und andächtigen Sille dieses  harmonisch gebauten Ortes angenehm überrascht.      Ich setzte mich auf eine  Bank und lies den Ort auf mich wirken. Gerade recht, bevor ich wieder in die  Massen eintauche. Bis zum Hotel war es nur ein kurzer Weg, ich konnte mich  frisch machen und den Rest vom Baguette essen. 
          Jetzt begann der zweite  Teil vom Tag, ok es ging schon auf den Abend zu. Heute hatte mein Pub in der Anspachlaan  geöffnet, es war noch die gleiche unfreundliche Bedienung und derselbe Chef, dafür  kostet das kleine 0,25 Stella nur 1,60 Euro. Die Kneipe hat noch einen Vorteil,  man sitzt auf dem Fußweg und hat alle Vorbeikommenden im Visier. Es ist  ungefähr so wie im Cafe Wichtig in Timmendorf. Nach zwei Bieren beschloss ich  zu gehen, denn die Batterie der Dynax war leer unterwegs, aß ich noch eine  Waffel, passt gut zum Bier, oder?
          Ich kann ja nie ohne  Kamera sein, auch wenn mir der Rucksack manchmal schon etwas belastend ist, aber  weil ich noch in paar Pubs gehen wollte, ließ ich ihn im Hotel. 
          Ich suchte mir einen Pub,  der fast nur von Jugendlichen besucht war, mehr solche Modefreaks, leider habe  ich hier 5 Euro eingebüßt. Ich habe es zu spät bemerkt, dass er mir zu wenig  rausgegeben hat. Na und auf Französisch hätte ich eh keine Chance gehabt.
          Ich  zog weiter und landete in  einem Lokal Au Brasseur am Kaasmarkt, eine Querstraße in der Nähe vom Mannecken Pis. Auf der  Straße gab es nur  Kneipen, fast alle voll besetzt von Touristen. Ich fand draußen einen Platz und  bestellte mir ein Maes. 
          An dem Tisch befand sich  nur ein Stuhl, eine deutsche Truppe, ältere Herrschaften erschien an der Kneipe  und versuchte einen Platz zu finden, es passte nicht. Der Wirt versuchte  vergeblich sie unterzubringen, es herrscht hier nämlich ›Futterneid‹. Jeder Wirt kämpft um die Gäste, nur wenn  ich aufstehe, wäre eine Platzierung möglich gewesen. Ich deutete dem Wirt an,  dass ich gehen werde, es war ihm nicht recht gewesen, er bedankte sich  freundlich und winkte mir zum Abschied zu. Ich werde ihn wiedersehen.
          Ich ging noch einmal zum St  Goriks Plein, vorbei am Irish Pub O’Reilly’s, wo alles voll war, heute zum  Sonnabend, aber einen Blick nahm ich schon, auf zwei Stockwerken fröhliche  Menschen und laute Musik.
          In den Sint Goriks Hallen,  die auch zur Kneipe umfunktioniert wurde, fand ich draußen einen Platz und  bestellte mir noch ein Bier, mittlerweile hatte ich mich doch entschlossen die  Kamera wieder zu holen.
          Der Sint Goriks Plein, an  dem an allen vier Ecken eine Kneipe ist, ist an solchen Tage für den  Autoverkehr gesperrt. Von jeder Seite klingt andere Musik, manchmal  wird auch live auf der Straße gespielt. Da kann nicht einmal London mithalten  und Berlin schon gar nicht. Ich mag diese Atmosphäre.
          Mit meinem langärmeligen  Hemd war ich wieder zu warm angezogen, aber die kurzärmeligen sind schon zu  gebraucht.      Bier wollte ich keins mehr  trinken, aber zum Schlafen war es noch zu zeitig. Ja und essen musste ich auch  noch etwas. Das war in Brüssel kein Problem, wenn man mit Fritten zu frieden  ist. Die Buden haben ja bis in den frühen Morgen auf, es gab ein Stand, wo  immer Betrieb war, für 2 Euro eine Riesenportion, ohne alles. Die schmeckten  gar nicht so schlecht.
          Jetzt standen noch einige  Nachtaufnahmen an, ich fachsimpelte noch mir einer Französin über die Bilder und  beschloss noch einmal bis zum Rogier Plein zu laufen, weil mich das bunt,  beleuchtet Gebäude, der Dexia Tower magisch anzog. Über Anspachlaan – Brouckère  Plein – Boulevard Adolphe Max war ich in 20 Minuten dort. An manchen Ecken  standen ›sie‹ wieder, na ihr wisst schon, da wo man die Kondome braucht. 
          Den Rückweg nahm ich über  die Rue Neuve, die verwaiste Ladenstraße, nur vereinzelt kamen mir Leute  entgegen. Ich weiß auch nicht, in Berlin würde ich ungern nach Mitternacht eine  solche Straße entlanggehen. Hier überkommt mich kein Angstgefühl, obwohl es  bestimmt nicht weniger gefährlich ist.
          In dem Laden gegenüber vom  Hotel kaufte ich mir noch ein Maes für 1.50 Euro, dann verschwand ich im  Hotel.
          Ein Tag mit so vielen  Eindrücken muss man setzten lassen, deshalb nahm ich mein Bad, trank mein Bier  und war stolz auf mich, was ich heute wieder abgearbeitet habe. Gegen 1:30 Uhr  lag ich im Bett, einen neuen Plan für den nächsten Tag im Kopf.
Quatrième jour - églises - théâtres – Les Bains 
          17 août - dimanche
          Vierter Tag – Kirchen –  Theater – Badestrand 
          17 August - Sonntag 
        Heute Morgen war es gar nicht so  einfach einen freien Tisch zu finden. Vermutlich zieht der Blumenteppich viele  Touristen an. Es gibt hier oben im 7. Himmel, einen großen Frühstücksraum und  einen kleineres Zimmer, nicht direkt am Buffet. Ich setzte mich hier hin um den  Trubel etwas zu entgehen. Nachdem ausgedehnten Frühstück, durchdachte ich  meinen heutigen Plan noch einmal, denn das Wetter sah nicht wirklich gut aus. 
          Es war aber nicht kalt  draußen, also lief ich erst einmal los, 9.00 Uhr kein Mensch auf der Straße.  Ich überquerte die Anspachlaan, am St Goriks Plein vorbei. Dort wo in der Nacht  das Leben tobte, ebenfalls Totenstille. Mein erstes Ziel war die Kirche der Heiligen  Katharina, die sich direkt am St Katharinen Plein befindet. Sicherlich auch  eine Gegend, die man am Abend besuchen muss. Da es wieder anfing zu nieseln,  besuchte ich die Kirche der Heiligen Katharina, ein Werk des Architekten des  monumentalen Justizpalastes. Die ältesten schriftlichen Zeugnisse, in denen die  Kapelle der Heiligen Katharina erwähnt wird, datiert aus dem Jahre 1200. Die  Kapelle lag damals am Bollwerk der Stadtbefestigung, von dem noch hier und da  Reste vorhanden sind. Der Baubeginn der jetzigen Kirche datiert von 1854,  nachdem die Katharinenbecken zugeschüttet wurden, weil sie das Viertel zu oft  überschwemmt hatten. Die Architektur der Kirche ist vom Willen geprägt, durch  die Kombination von Romanik, Gotik und Renaissance einen originellen Stil zu  erschaffen. Wenn man vor der Kirche steht, kann man links die alten Häuser der  Sint – Katelijnenstraat sehen, die ein bemerkenswertes Ensemble bilden, auch  der Turm der ehemaligen gotischen Kirche steht noch. Die öffentlichen Urinale  an der Seite der Kirche sollen die letzten in der Stadt sein.      Als ich eintrat, war der  Gottesdienst schon im Gange, da ich keine Sünde begannen hatte brauchte ich  auch nicht mit beten.
          Unweit von der Kirche  steht der Schwarze Turm ein Überrest der ersten Stadtmauer. Er erinnert an  die Stadt im XIII. Jahrhundert. Die Tore waren damals von einem Schutzgraben  umgeben, damit sich ihnen niemand nähern konnte. Mein Weg führte mich nun die  Lakensestraat entlang, vorbei an der Kirche des Heiligen Johannes des Täufers im Beginenhof, eine der schönsten Barockkirchen Brüssels, errichtet von den  Beginen im XVII. Jahrhundert. Die Beginen halb Laien, halb Nonnen, meistens  Witwen, lebten in einer geschlossenen Gemeinschaft.      Der vorläufige Endpunkt  auf der Lakensestraat war das Königliche Flämische Theater. 1883 wandelte der Architekt und Dekorateur Jean Baes das ehemalige Kailager in Theatersäle um.  Das Gebäude im Stil der flämischen Neorenaissance wurde mit industriellen  Werkstoffen gebaut, was für die damalige Zeit sehr innovativ war. 
          Hier sprachen mich paar  junge Belgierinnen, vor einem Waschsalon an, ob ich nicht paar Bilder von ihnen  machen kann. In dem Waschsalon konnte man neben der Wäsche auch seine Kehle vom  Staub befreien. Denn sie traten mir mit einer Flasche Bier entgegen. Fotos  machte ich natürlich und schickte sie per Mail zu ihnen. Als ich merkte, dass  sie versuchten mich zum Bleiben zu animieren, ging ich doch lieber meines  Weges, wegen der Sünde eben. 
          Heute hatte ich mir ein  gekochtes Ei und eine Schrippe mitgenommen, auf einer Parkbank zwischen  Hooikaai – Quai au Foin und Arduinkaai – Quai aux Pierres de Taile, machte ich  Rast. An den beiden Straßennamen wird das ganze Dilemma deutlich, es ist nicht  wirklich einfach sich in Brüssel zurechtzufinden. Manchmal stehen beide Namen,  manchmal nur der Französische oder der niederländische Name an den Schildern.  Deshalb habe ich auch oftmals die falsche Richtung eingeschlagen. Dazu kommt,  dass in den Reiseführen fast immer nur der niederländische Name angegeben ist  und wenn der nicht auf dem Schild steht, ist es geschehen.    
          Mein nächstes Ziel war  Kanal, aber es sollte nicht auf dem direkten Weg dort hingehen, zwei Comics  wollte ich mir noch ansehen, dazu musste ich zuerst die Oppemstraat finden,  verirrte mich wieder und landete auf dem Vismet – Fischmarkt, hier soll es im  Dezember sehr schon sein, denn dann lockt der Weihnachtsmarkt auf 1,5  Kilometern. Vielleicht verschlägt es mich im Winter doch einmal hierhin, da  weiß ich, wo der Weihnachtsmarkt ist. Längst war von dem Regen nichts mehr zu  sehen, die Sonne brannte wieder einmal erbarmungslos, ein Bier wäre jetzt nicht  schlecht, dachte ich so bei mir, aber zuerst wollte ich die  beiden Comics finden. Der erste befand sich auf dem Vlaamsesteenweg (Cubitus)  ein weißer, runder, aber durchaus nicht immer niedlicher Held überragt hier  Vismarktviertel. Das von Zeit zu Zeit philosophisch werdende kauzige Tier  erschien erstmals 1968 im Magazin „Tintin“, wo es begann, seinem Herrchen  Semaphore zuzusetzen.
          Nun nur noch Billy the Cat  in der Oppemstraat finden, die Katze Billy wurde 1979 erfunden, eine der  berühmtesten Comicfiguren.
          In einem Straßencafé bestellte ich mir mein Bier,   ein holländischer,  es sah aus wie ein Ruderverein war schon voll im Gange.  Hier konnte ich meine Aufzeichnungen vervollkommnen und neu Kraft tanken. 
          Über die Rue de Flandere  arbeitete ich mich zum Kanal vor, im XVI. Jahrhundert verlief der Kanal bis ins  Zentrum zum heutigen Sint – Katelijneplein. 
          Na ja in Berlin gibt es ja auch die  Spree mit Wasser. Wollte ich überhaupt am Kanal langlaufen, viel Bewegung war  hier nicht und eine Hitze. Ich könnte einfach in am Porte de Flandre in die U –  Bahn und zurückfahren, aber ich wollte ja noch zum Strandfest. 
          Zuerst lief ich auf der  rechten Seite bis zum Klein Kasteel, einem Asylbewerberheim wo ca. 700 Leute  leben, na das brauchte ich nicht, eine Straßenbahn fuhr hier auch, nach der  Überquerung des Kanals, musste ich jetzt in der  prallen Sonne laufen. Am Ende von diesem Kanalstück  kommt man am Sainctelette Square raus und auf der andern Seite befand sich der  Eingang zum Strandfest. 
          Ein kostenloser Strand – mitten in Brüssel! Ein  Stadtstrand am Kanal mit vielen sommerlichen Attraktionen für Daheimgebliebene  und Touristen. Von hier kann man auch Bootstouren machen, viel Betrieb  herrschte hier nicht gerade, es war eh der letzte Tag. 
          Vielleicht gab es auch  deshalb einiges kostenlos, zum Beispiel Eistee, dieses kalte Getränk nahm ich  gerne an, kaufte mir noch eine Waffel und dachte, eigentlich hätte ich mir das  Fest ›schenken‹ können. Trotzdem lief ich den gesamten Strand ab, viel für Kinder  wurde geboten und es zog hier gewaltig, manchmal war es auch ein Sandsturm, der  den losen Sand aufwirbelte. Wolken waren auch schon am Himmel, es wird doch  nicht ein Gewitter aufziehen.    
          Auf dem Rückweg machte ich  noch einmal halt, beim Eistee, dort wurde jetzt Wein ausgeschenkt, probieren  konnte ich ja einmal. Andere taten es auch, denn es kostet nichts, aber so  schmeckte der Wein auch. 
          Der Einschenker, ich nenne  ihn einmal so, tauchte immer wieder mit einer Flasche an meinem Tisch auf. Er  probierte den Wein aber vorher immer, den er für nicht trinkbar hielt,  schüttete er gleich in den Kanal. Um mit meiner Ablehnung nicht unhöflich zu  erscheinen, zog ich mich zurück.
          Es war bewölkt, ich machte  noch viele Aufnahmen, vom Boulevard Baudouin aus, schon eine Prachtstraße,  konnte wieder wählen, ob ich mir der U – Bahn zurückfahre. Ich entschloss mich  aber zu laufen, fast parallel zu dem Weg vom Vormittag. Den Boulevard Emile  Jacqmainlaan, schon befand ich mich am Place de Brouckère, mein Ziel lag fast  schon vor mir. Durch paar Seitenstraßen erreichte ich den St Goriks Plein. Ein  Gewitter lag in der Luft, ich fand einen Platz draußen, aber unter dem Dach.  Hier gönnte ich mir zwei kleine Maes und konnte prima die umherhastenden  Menschen beobachten, die den Regen entrinnen wollten. Es dauerte aber nicht  lange und die Sonne schien wieder. 
          Ein erlebnisreicher Tag  war fast vorüber und ein später Sonntagnachmittag in Brüssel stand mir noch  bevor.
          Auf den Weg ins Hotel  holte ich mir an der mir bekannten Frittenbude eine Portion, wieder stand ich  an einer langen Schlange an, aber es schmeckt eben nicht wirklich schlecht und  man kann nicht nur von Waffeln leben. 
          Im Hotel zog ich mir die  ESPRIT – Jacke an, ob es gut war, wird sich zeigen. 
          Fast direkt am Grote Markt in Brüssel steht die St. Nikolaus – Kirche, die Einwohner der Stadt Brüssel  sind stolz auf ihre Geschichte, sie sind voller Achtung vor der Religionsfreiheit.  Aus diesem Grunde haben sie uns diese Kirche erhalten. Vor ungefähr tausend  Jahren, zu gleicher Zeit wie die Gründung der Stadt, ist dieses Gotteshaus entstanden.  Hier verbrachte ich einige besinnliche Momente. 
          Von der ursprünglichen  Kapelle, die von den Kaufleuten ihrem geliebten Schutzpatron, dem hl. Nikolaus  von Myra in der Türkei, errichtet wurde, ist nichts Sichtbares erhalten  geblieben.
          Am Sonnabend war es nicht  möglich im o’reilly’s – dem Irish – Pub am Place de la Bourse  zu bekommen, heute sah es besser aus, ich konnte sogar auf der Terrasse einen  Platz finden. Hier gönnte ich mir ein Stella-Pint für 4.20 Euro und genoss die  schöne Aussicht auf die Bourse und die Anspachlaan. 
          So wirbt der Pub; 
          o'reilly's brussels is one of the capitals largest and most popular  meeting places. It is located a couple of minutes away from the grand place,  directly across from the bourse in central Brussels. It is renowned for its  lively atmosphere, international clientele and fun loving staff.
          o’reilly’s brussels offers 2 bars, good food, & multiple screens  showing all major sporting events.
          Ein eigenartiges Gefühl  ist es schon, manchmal bedaure ich deshalb mein Alter, trotzdem bin ich froh,  das alles genießen zu können. Nicht weil ich jetzt im Westen lebe, nein, weil  ich vor 8 Jahren niemals daran gedacht habe, solche Unternehmungen zu machen.  Heute sitze ich hier, einigermaßen gesund, kann mich mit den Menschen  verständigen. Ich bin mir auch sicher, es wird nicht ewig so weitergehen, aber  diese Augenblicke kann mir keiner nehmen. Im Pub fühlte ich mich London schon  ganz nahe. 
          Es war erst 20.00 Uhr, als  ich den Pub verließ, Mitbringsel brauchte ich keine mehr, aber ein Rugby – Shirt  stach mir schon eine ganze Zeit ins Auge. Der Händler wollte für zwei 20 Euro  haben, ich brauchte aber nur eins. Das er mir schließlich für 11 Euro  verkaufte.      Danach schlenderte ich  noch einmal über den Grand Palace, besah mir zum wiederholten Mal die Auslagen  in den Geschäften (Waffeln, Pralinen, Brüsseler Spitze und na klar Andenken). Die  Show auf den Grote Market wollte ich mir nicht noch einmal gönnen.
          Am Kaasmarkt befand sich  das Lokal Au Brasseur, das ich vom Sonnabend kannte, heute war so gut wie  kein Betrieb. Der Wirt stand draußen und animierte die Leute zum Platznehmen.  Er erkannte mich sofort wieder und begrüßte mich freundlich, lud mich auf ein  Stella an seine Bar ein. Es entwickelte sich ein Gespräch, er hieß Dimitrie und  kam aus Griechenland, seine Barfrau hieß Maria und kam aus Bulgarien, an der  Bar saß Henry aus Berlin und an einem Tisch Engländer. 
          Ein netter belgischer Gambrinus  – Jünger behauptete nach ein paar Gläsern von Verboden Vrucht - so der Name  eines der unzähligen in Flaschen und Eichenfässern gereiften belgischen Biere -,  dass die Tage eines Jahres nicht ausreichen, um all die köstlichen Gerstensäfte  des Landes zu kosten. Er gab mir eine Lektion in der belgischen Bierkunde. 
          Das belgische  Bier gehört zu den sortenreichsten der Welt. Die Ursprünge des belgischen  Bierbrauens gehen auf das Mittelalter zurück, als zuerst in Klöstern Bier  gebraut wurde. Die Mehrzahl der belgischen Biere wird nur in Flaschen verkauft,  da sie im Gegensatz zu einem Pilsener Bier noch in der Flasche nachreifen  können und während einer Lagerzeit von zwei bis drei Jahren noch an  Geschmacksnuancen gewinnen können. Hierbei ist jedoch auf eine Lagertemperatur  von vier bis zehn Grad Celsius zu achten.      Prinzipiell  gibt es für jedes Bier ein individuelles Glas. Außer der Grundgestalt des  Glases (Kelch mit breiter Öffnung, geschwungenes Tulpenglas, schmales  Pilsenerglas, usw.) wird jedes Glas mit einem Firmenzeichen oder Namen  bedruckt. Die verschiedenen Grundformen sollen den Geschmack und das Aroma des  jeweiligen Biers optimal transportieren.      Die Vielzahl  belgischer Biere geht mit einer lebendigen Bierkultur in Tausenden von Bars,  den sogenannten Cafés, einher, die eine breite Auswahl an Bieren anbieten. Dort  wird jedes Bier mit seiner „idealen“ Temperatur, die normalerweise im Rahmen  der Kellertemperatur bei 8–12 °C liegt, und im passenden Glas serviert.
          Pilsner Bier 
          Obwohl  Belgien international für seine einzigartigen obergärigen Biere am bekanntesten  ist, ist es das allgemein bekannte untergärige helle Pilsener, das die  Verbrauchslisten sowohl des Inlandsverbrauchs als auch der belgischen  Bier-Exporte anführt. Die wohl bekannteste Marke ist international Stella Artois,  während in Belgien selbst Jupiler zusammen mit Maes Pils am populärsten sind. 
          Starkes  Blondes Bier 
          Helles Bier  mit hohem Alkoholgehalt typisch >8%. Duvel, Delirium Tremens, Ciney Blonde und Brigand  sind Vorbilder dieser Sorte.
          Amber,  belgisches Ale
          Palm Bier Modifizierung  des britischen obergärigen Pale Ale, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten  Jahrhunderts entwickelt wurde, um es dem belgischen Geschmack anzupassen. Das  bernsteinfarbene Bier mit seinem leicht karamellisierten, gerösteten Geschmack  ist mit einem Düsseldorfer Altbier zu vergleichen. Der unbestrittene  Marktführer Palm hat in der Vergangenheit sicherlich eine bessere Qualität  hergestellt, sodass das aktuell verfügbare Sortiment als nicht repräsentativ  gelten kann. 
          Dunkle  Biere
          Kwak, Ciney  Brune, Hoegaarden Verbotene Frucht, Chimay Bleu, 
          India Pale Ale (IPA) 
          Weinige  belgische Biere sind stark gebraute und gehopfte wie englische Bitter oder  India Pale Ale. Manchmal wird auch das Trappistenbier Orval dieser diese  Kategorie zugeordnet.
          Dubbel/Double 
          Bier mit  zweiter Gärung und feinen Gewürzen (Enghien, Grimbergen Double).
          Quadrupel
          Dunkle Biere  mit sehr starkem Alkoholgehalt, typisch 9-13%. Typische Vertreter dieser  Kategorie sind Bush ambrée, Rochefort 10, Westmalle 12.
          Witbier/Blanche 
          Eine  besondere Art von ungefiltertem Weizen-Bier (siehe Berliner Weiße), das häufig  Gewürze wie Koriander und Orangenschale enthält. Einige klassische Beispiele  sind La Binchoise Blanche, Hoegaarden, Brugse Witte und Steendonk.
          Fruchtlambic
          Fruchtige  Biere werden hergestellt, indem Lambic mit Frucht oder Fruchtkonzentrat  versetzt wird. Der bekannteste Typ ist Kriek mit Kirscharoma. Andere verwendete  Früchte sind beispielsweise Himbeere (Framboise oder Frambozen), Pfirsich  (Pêche), Schwarze Johannisbeere (Cassis) oder Erdbeere.
          Manches Bier verwandelt  sich, nachdem es mit Sauerkirchen versetzt worden ist, zum köstlichen, so gar  nicht nach Fruchtbonbons oder »Berliner Weiße mit Schuss« schmeckenden  Kirschbier (»Kriek«).
          Faro
          Faro ist  eine alte in Brüssel sehr geschätzte Biersorte. Faro ist rötlich und wird aus  mehreren Lambics verschnitten. Bei der Flaschenabfüllung wird Faro nebst  Gewürzen wie Pfeffer, Orangenschale und Koriander auch Kandiszucker zur  Flaschengärung zugesetzt. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts war Faro  fast von Gueuze und Pils vom Markt verdrängt worden. Faro wird heute jedoch  wieder von vielen Brauereien hergestellt.
          Abteibier
          Dies sind  obergärige Biere, die entweder noch in Abteibrauereien nach jahrhundertealten  Rezepten erzeugt, oder aber in Lizenz von professionellen Brauereien  hergestellt werden. In letzterem Fall hat die Abtei keinen Einfluss auf den Herstellungsprozess  sowie auf die Vermarktungsstrategie. Die international wohl bekannteste Marke  von Abteibier ist das Leffe von Inbev. Andere sind Grimbergen, Tripel  Karmeliet, Maredsous, Watou, Saint-Feuillien, Floreffe, und Val-Dieu.
          Trappistenbiere 
          Obergäriges  Bier gebraut in einem Trappistenkloster. Um in diese Kategorie qualifiziert zu  werden, muss der komplette Produktionsprozess innerhalb des Klosters  ausgeführt, oder durch Trappisten-Mönche beaufsichtigt werden. Nur sieben  Klöster, die alle in Belgien oder den Niederlanden sind, erfüllen zurzeit diese  Qualifikation. Gegenwärtige Trappiste sind Achel, Chimay, La Trappe  (Niederlande), Orval, Rochefort, Westmalle und Westvleteren.
          Einige Biere habe ich davon auch schon getrunken, es gibt aber noch viel mehr Biersorten in Belgien.
          Es war ein netter Abend,  Maria verstand etwas Deutsch, sprach aber sonst Französisch, ich musste mich  gewaltsam loslösen, sonst wäre ich hier versackt. Trotzdem war ich erst 1:00  Uhr im Hotel und in mir einige Stella Artois. 
Cinquième jour - vol de retour à Berlin — 18 août lundi
          Fünfter Tag – Rückflug  nach Berlin — 18. August Montag
        Ich habe gut geschlafen,  7.00 Uhr föhnte sich jemand schon die Haare, der Frühstücksraum war heute leer  und ich ließ mir alle Zeit der Welt. Der Flug startete von Brüssel Intl. um  17:10 Uhr und die Abfertigungsschalter öffneten 15:50 Uhr, ich hatte alle Zeit  der Welt.
          Nach dem Frühstück habe  ich in aller Ruhe mein Trolley eingeräumt, die Anzugsordnung war etwas  kompliziert, es sah nach Regen aus, aber es war nicht kalt. 
          Ich entschloss mich nur  Hemd und Weste anzuziehen, um 9.45 Uhr verließ ich das Hotel. Das Abstellen des  Gepäcks kostet hier nichts, man bekommt eine Chipkarte zum Öffnen des  Gepäckraumes, das finde ich besser als in London. Das Hotel war schon bezahlt.      Meinen Fotorucksack nahm  ich mit, paar Aufnahmen wollte ich noch machen. Der Abreisetag ist sowieso  immer etwas eigenartig, so richtig gibt es keine Unternehmungen mehr. 
          Am Grote Markt war man  schon dabei den Blumenteppich zu entsorgen, in 30 Minuten war alles vorbei,  keine Blume mehr zu sehen. Danach lief ich noch einmal bis zum Manneken Pis, wo  die Indonesische Bootschaft ein Event feierte. Der kleine Mann war mit der  entsprechenden Nationaltracht bekleidet. 
          Am Agora Plein setzte ich  mich auf eine Bank, ein sehr belebter Platz mit vielen Cafés, zum Wochenende  ist hier immer Markt und man kann nicht treten. Der Platz ist Ausgangspunkt für  die Sightseeingtour zum Kunstberg und weiter, deshalb gibt es auch viele Fragen von den Touristen, warum  die mich immer Fragen, ich weiß es auch nicht. Hier konnte ich meine  Aufzeichnungen ergänzen, bis es plötzlich langsam und später immer mehr zu  regnen anfing. Zum Glück ist es von hier nicht weit zum Hotel, um einigermaßen  trocken zu bleiben, lief ich durch die Galeries St Hubert. Nun brauchte ich  nur noch die Beenhouwersstraat hinunterlaufen, in der sich ein Restaurant an  das andere reiht, bei dem Regen tat sich hier nicht viel. Einmal um die Ecke  und ich war im Hotel. Bei dem Regen konnte ich natürlich nicht nur mit Weste  gehen, Regenschirm hatte ich nicht mit, aber meine Mütze.      Im  Metroshop am U – Bahnhof De Brouckère kaufte ich mir noch eine Cola, paar  Süßigkeiten und ein Baguette. Danach fuhr ich mit der Metro bis Schuman für die  5 Stationen konnte ich die 1A  in  Richtung Herrmann – Debroux  oder 1B nach  Stockel – Stokkel benutzen. Als ich in Station Schuman rauskam, regnete es  immer noch, die Fahrkarte für den Bus zum Airport habe ich mir schon am Bahnhof  De Brouckère gekauft, 3.00 Euro, preislich geht das in Ordnung.
          Da ich die Haltestelle  schon kannte, musste ich bei dem Regen nicht noch durch die Gegend suchen. Nach  einiger Zeit kam der Bus. Ich war schon 14:00 Uhr auf dem Airport, viel zu  zeitig. 
          Zuerst die Lokalität  erkunden und den Schalter suchen wo die easy Jet Passagiere abgefertigt werden.  Viel zu sehen gibt es hier nicht wirklich, also warten und gucken. 
          Langsam kamen die ersten  Fluggäste an den Schalter, an zwei Schaltern sollte die Abfertigung sein. 15:50  Uhr tat sich hier gar nichts, nach 16:00 Uhr tauchten zwei Langweiler auf, die  immer noch 10 Minuten brauchten, bis es losging. Ich war der vierte in unserer  Reihe. Dann öffneten sie tatsächlich den Schalter, aber nicht unseren, sondern  zwei danebenliegende, das Chaos war perfekt. Ich wurde nun als 18. Passagier  abgefertigt, OK es war immer noch die Boardinggruppe A. Das Gate hatte die  Nummer 72, das letzte im Abflugbereich. Man wir schon unterwegs auf die langen  Wege hingewiesen, obwohl zwischendurch immer wieder Laufbänder die Wege  vereinfachen.
          Hier oben, in der Lounge, sah die Welt  schon anders aus, es gab Bistros und Shops. Ich machte noch viele Aufnahmen und  trank an der Sportbar ein Stella-Pint für 4.10 Euro. Dann begab ich mich zum  Gate 72, dort standen bzw. saßen schon viel Leute. Man konnte auch hier gut auf  das Flugfeld sehen. Die Besonderheit, hier in der Longe begegnen sich die  Ankommenden und Abfliegenden. Den Einkauf in den Shops kann man deshalb auch  nach der Landung vornehmen, finde ich gut, schade, dass das in Schönefeld nicht  so ist.
          An der Stelle, wo die  Bordkarten kontrolliert werden bildete, sich nach der Landung des Fliegers eine  Menschentraube. Es schien wieder chaotische zu werden. Ich mischte mich unter  das Volk, ich glaube es waren heut alles Erstflieger, denn keiner verstand den  Ablauf des Boarding. Erst Boardinggruppe SP, dann SA, dann A usw. und die zwei jungen Frauen,  die übrigens nicht von easy Jet waren, scheinen auch eher lustlos und grantig zu  sein. Paar Leute, die sich an mir vorbeidrängelten, musste ich darauf  hinweisen, dass sie noch lange nicht dran sind. OK, irgendwann war es  überstanden ich saß, der Flieger war voll. Neben mich setzte sich eine junge  Frau, die die ganze Zeit damit beschäftigt war, ihre Einkäufe auszupacken und  in ihre Taschen und Beutel zu verstauen.
          Ich trank meinen Whisky und  pünktlich 19:15 Uhr landete der Flieger in Schönefeld.
